„Das Loch“ oder: Überraschung!

Liebe Leserinnen und Leser, vielleicht haben Sie ja schon davon gehört oder gelesen: Auf dem Gelände der Zinkfabrik Altenberg hat sich der Boden aufgetan.

Ein Beitrag von Daniel Simon Böhmer

Nein, dies hat nichts mit unseren Umbauarbeiten zu tun und es passierte nicht absichtlich, sondern überraschte uns alle. Daher reagierte ich auch eher ungläubig, als mir unser Museumsleiter eines Morgens berichtete, dass zwischen Werkstatt und Lagergebäude, direkt hinter unserer Ausstellunghalle, ein Loch in der Asphaltschicht des Parkplatzes entdeckt worden war. Kurzentschlossen bot er mir an, ihn bei einer ersten Sichtung zu begleiten. Vor Ort trafen wir bereits mehrere Kollegen. Und da war es: „Das Loch“. Es hatte einen Durchmesser von ungefähr 80 cm und die Ränder waren alles andere als stabil. Es zeigten sich bröckelige Steine, teilweise nur lose miteinander verbunden. Das machte keinen sicheren Eindruck. Durch das Loch war ein Hohlraum zu sehen. Wie tief und wie breit dieser war, konnte man nicht erkennen. Als studierter Archäologe wäre ich natürlich am liebsten direkt in das Loch gestiegen und hätte mir angesehen, was dort zu finden wäre. Das war natürlich – leider – nicht möglich. Wir wussten weder, wie stabil der neuentdeckte Raum unter dem Loch war, noch ob sich möglicherweise giftige Stoffe darin verbargen. Immerhin sind wir auf dem Gelände einer Zinkfabrik und bei der Erzeugung und Verarbeitung von Zink fielen früher viele giftige Stoffe an. Trotzdem wollten wir natürlich genauer wissen, was der Zufall dort aufgedeckt hatte. Da hatte unser technischer Leiter die großartige Idee, sein Handy an einem Seil hinunter zu lassen und den Hohlraum zu filmen.:

Die Aufnahmen ermöglichten uns einen Einblick in den Hohlraum und der hatte es in sich. Es handelt sich um einen offensichtlich gemauerten Raum mit farbigen Ablagerungen. Nach späterer Recherche in den vorliegenden Lageplänen des Geländes konnten wir feststellen: Wir hatten die Überreste der zweiten Röstanlage der Zinkfabrik Altenberg gefunden, die um 1880 gebaut worden war! Unter dem Loch befanden sich also die ältesten erhaltenen Überreste der Zinkfabrik Altenberg! Leider sind auf der Aufnahme auch Ablagerungen von schwefelhaltigen Verbindungen zu erkennen, die durch den Röstvorgang von Zink entstanden sein müssen. Und auch die Statik macht uns weiterhin Sorgen. Daher wurde das Loch zunächst mit einer Stahlplatte abgedeckt und weiträumig abgesperrt. Natürlich ist die Untersuchung des Lochs und der Röstanlage noch nicht abgeschlossen. Gerne würden wir unseren Besucherinnen und Besuchern zur Neueröffnung den darunter befindlichen, ältesten Teil unserer Zinkfabrik in irgend einer Art präsentieren. Aber noch laufen Untersuchungen zur Statik des Gebiets sowie zu den dort gefunden chemischen Verbindungen. Leider sieht es nicht so aus, als ob das Areal jemals für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. So oder so zeigt das Loch, dass es auf Altenberg weiterhin spannend bleibt und historische Forschung manchmal auch vom Zufall abhängig ist. Wer weiß, was wir bei den Umbauarbeiten noch entdecken? Überraschung! Zwischenzeitlich wurden auch die Medien auf unser Loch aufmerksam. So berichtete im Februar 2018 auch die WAZ von der Entdeckung eines Lochs in Oberhausen.

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