Seriöser Kredit für Lebensnotwendiges, zwielichtiger Laden oder die letzte Rettung bis zum nächsten Gehaltscheck? Das Bild von Leihhäusern ist zwiespältig. Bereits seit Jahrhunderten versprechen sie unkomplizierte Kredite ohne persönliche Haftung.
Bei der Pfandleihe wird ein Wertgegenstand gegen einen Geldbetrag eingetauscht. Der/die Kund*in hat Möglichkeit diesen Kredit zu einem späteren Zeitpunkt abzuzahlen und das Pfand auszulösen. Nicht wieder abgeholte Wertgegenstände werden normalerweise in Auktionen verkauft. Während des Zweiten Weltkriegs und in der direkten Nachkriegszeit verloren Pfandleihen an Bedeutung, da sich auf dem Schwarzmarkt höhere Preise erzielen ließen. Nach der Einführung der D-Mark 1948 wurden Leihhäuser wieder attraktiver. Denn die Währungsreform bedeutete nicht, dass in Deutschland alle Menschen wieder mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet gewesen wären. Ganz im Gegenteil: Das Geld war bei vielen knapp und die Lebenshaltungskosten, besonders für Lebensmittel, hoch! Ein Weg, um kurzfristig an etwas Bargeld zu kommen, führte zur Pfandleihe.
In der Literatur gibt es relativ wenige Informationen zu Leihhäusern in der Nachkriegszeit. Aus diesem Grund habe ich neulich dem Stadtarchiv Oberhausen einen Besuch abgestattet. Die Mitarbeiter*innen dort unterstützen uns, wenn wir konkrete Recherchefragen im Zusammenhang mit der neuen Dauerausstellung haben. Gemeinsam mit den Archivmitarbeiter*innen habe ich besprochen, was mich interessiert. Branchenverzeichnisse und Zeitungen aus der Zeit schienen die vielversprechendsten Quellen zu sein. Tatsächlich tauchten in den Branchenverzeichnissen von 1950, 1955 und 1959/60 einige Leihhäuser auf. Zudem war in einer Lokalzeitung vom 22. November 1957 eine Anzeige zur Eröffnung eines Pfandleihhauses in der Elsässer Straße 27 in Oberhausen abgedruckt. Einige der erwähnten Leihhäuser gibt es sogar heute noch!

Jetzt kenne ich ein paar Adressen von historischen Pfandleihhäusern in Oberhausen. Das allein sagt noch nicht viel aus. Bewaffnet mit diesen neuen Informationen werde ich nun versuchen, mehr über die Häuser herauszufinden: Wann wurden sie gegründet? Gab es Hoch-Zeiten, in denen besonders viele Kunden kamen? Warum versetzten die Kund*innen ihre Wertgegenstände? Welche Beträge wurden üblicherweise geliehen? Es gibt also noch viel herauszufinden!