Anlässlich des heutigen Internationalen Frauentags recherchierten wir in unserem Archiv nach Arbeiterinnen, die in der Zinkfabrik Altenberg angestellt waren. Heute stellen wir euch die Erfahrungen aus einem Zeitzeugeninterview mit Irma Szymanski vor, die einige Parallelen zur heutigen Arbeitswelt aufweisen.
Ein Beitrag von Stefanie Weyer
„Walze war harte Arbeit, kann ich Ihnen sagen,…“
Dass Frauen in der Industrie arbeiteten, war eine Entwicklung, die schon im 19. Jahrhundert einsetzte. Gerade in Familien aus der Arbeiterklasse war es der Normalfall, dass die Frauen auch Geld verdienen mussten. Die Verantwortung für den Lebensunterhalt war nicht allein den Männern vorbehalten, obwohl die Löhne der Frauen niedriger waren.
Auch Irma Szymanski, geborene Brünen, steuerte etwas zum Familienunterhalt bei. 1920 in Oberhausen geboren, ersetzte sie, wie viele Frauen in ihrer Generation, während des Zweiten Weltkriegs die männlichen Arbeitskräfte in den Industriebetrieben. Der Vater, ein gelernter Anstreicher, befand sich im Krieg. Gemeinsam mit ihrer Schwester Waltraud arbeitete sie seit 1940 in der Zinkfabrik. Erst als Münzstreifenkontrolleurin, dann nach einigen Monaten meldete sich Irma Szymanski zur Arbeit an der Walze. Sie selbst hatte nie einen „ordentlichen“ Beruf erlernt.

„…und die Herren wollten ja ihr Geld verdienen – die Vorwalzer und Hinterwalzer, nä, die wollten erst gar keine Mädchen da dran haben.“
Wie im obigen Zitat deutlich wird, war die Arbeit an der Walze eine lukrative Möglichkeit, den Lohn zu erhöhen, da eine Schwerstarbeiterzulage gezahlt wurde. Die Männer nahmen die Frauen an der Walze nicht als Hilfe wahr, sondern als Konkurrenz um bares Geld, die ihre Möglichkeiten des Zuverdiensts schmälerten. Insbesondere über Witze verdeutlichten die Männer den Frauen ihre Position in der Walzhalle, wie sich Frau Szymnaski erinnert:
„Sonst im Betrieb waren ja alles Männer und die wußten ganz genau, wie se mit ‘ner Frau umgehen konnten, nä; also – ich hab’ mir nix bieten lassen. Und wenn es mir zu dumm wurde, wenn die Männer zu dumme Witze rissen, hab’ ich mich umgedreht.“

Die Arbeit an der Walze bestand daraus, Zinkbleche auf die Vorstreckwalze zu schieben. Wie schwer diese Arbeit war, kann man daran ermessen, dass es den Frauen erlaubt war, zu dritt die Zinkbleche über die Walze zu ziehen. Eine Arbeit, die normalerweise zwei Männer erledigten.
Auch das Gewicht der Bleche konnte gefährlich werden, insbesondere, wenn die Platten für die Vorstreckwalze nicht richtig auf dem Transportkarren lagen. Da konnte es durchaus passieren, dass Frau Szymanski mit dem Karren in der Luft hing. Auch nicht weniger gefährlich war die Wärme, die die erhitzen Bleche verströmten, damit sie sich besser ausdehnen konnten.

Wer Pech hatte, der „konnte sich ganz eklig die Hand verbrennen“. Schutzkleidung, die so etwas hätte verhindern können, gab es damals nicht. Mit entsprechenden Schutzhandschuhen hätte es sicherlich vermieden werden können, dass Frau Szymanski sich „zwei Finger bis auf die Knochen“ verbrannte.
1947 heirate Frau Szymanski und gebar zwei Kinder. Wie heute auch noch oft der Fall, hörte sie auf zu arbeiten, um später wieder in den Beruf einzusteigen. 1964 fing Irma Szymanski wieder auf der Zinkfabrik Altenberg an zu arbeiten und blieb dem Unternehmen bis zu ihrer Rente erhalten – dieses Mal aber als Reinigungskraft. Eine nicht weniger harte körperliche Arbeit, wie sie rückblickend in Bezug auf ihre viereckigen Finger feststellte: „(…) weil die Zange immer drinhing- ja, und nachher das Putzen war ja auch nicht so leicht.“
Quelle: Interview mit Irma Szymanski, geb. Brünen, LVR-Industriemuseum.