Zum Schicksal der alten Dauerausstellung

Wenn man was neu macht, was passiert dann mit dem Alten?

Es kommt nicht häufig vor, dass ein Museum die Chance hat, sich mit einer neuen permanenten Ausstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren. Doch wenn man etwas neu macht, dann muss das Alte weichen. Aber was passiert dann mit diesem „Alten“?

Das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg öffnete 1997 seine Pforten – damals noch unter dem Namen „Rheinisches Industriemuseum“, abgekürzt RIM. Nachdem im Frühjahr des Jahres bereits die erste Wechselausstellung „Schienen, Schranken, Übergänge“ anlässlich des 150. Jahrestages der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie im Ruhrgebiet gezeigt wurde, ging im August 1997 die Dauerausstellung „Schwer.Industrie“ ans Netz.

Diese Ausstellung zeigte die Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie der Rhein/Ruhr-Region und trumpfte mit einigen Großexponaten auf: der Zwei-Ständer-Dampfhammer der Fa. Banning (fast 10 Meter hoch und 53 Tonnen schwer), die Dampflokomotive der Baureihe 50 der Firma Krupp, der meterhohe Kalander zur Herstellung von künstlichem Gummi oder die Rohrwalzgerüste der Mannesmann-Brüder. Alles Objekte, die eindrucksvoll die Geschichte der Schwerindustrie verkörpern.

Nun aber, nach über 20 Jahren Laufzeit, ist diese Ausstellung geschlossen und wird abgebaut. Seit Monaten werde ich immer wieder mit der Frage konfrontiert: „Was macht Ihr denn jetzt mit den Exponaten? Kann ich mir vielleicht etwas aus der Ausstellung als Erinnerung mitnehmen?“

Das letztere geht natürlich nicht. Schließlich sind wir ein öffentliches Museum, das seine Exponate nicht verschenken kann. Denn diese Objekte stellen Kulturgut dar, was für Viele auf den ersten Blick nicht verständlich erscheint. Ist denn wirklich ein Gebiss aus Edelstahl aus den 1920er Jahren ein Kulturgut wie ein echter Picasso? Es mag merkwürdig klingen, aber tatsächlich ist es so. Auch technisches Kulturgut ist bewahrenswert, oft selten, manchmal sogar einmalig. Es zeigt nachfolgenden Generationen, wie es zu unserer Gesellschaft gekommen ist, wie wir zur Industriegesellschaft wurden und wie diese die Menschen geformt und verändert hat.

Wie bei allen anderen Museen ist auch für das LVR-Industriemuseum eine der Aufgaben das Sammeln und Aufbewahren von Kulturgut. Und so werfen wir die Exponate der Ausstellung „Schwer.Industrie“ nicht weg, sondern sie wandern in unser Depot und werden dort für die späteren Generationen aufbewahrt. Sicherlich werden wir für die neue Ausstellung wieder einige von ihnen auspacken, andere werden in Sonderausstellungen zu sehen sein und möglicherweise auch an andere Museen ausgeliehen. Weggeworfen wird nur das, was kein Original ist, also auch kein aufbewahrenswertes Kulturgut. Wir sind uns unserer Aufgabe bewusst, was aber auch heißt: kein Mitbringsel aus der alten Ausstellung für unsere Gäste!

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