„Tut es nicht weh, wenn die Ausstellung jetzt abgebaut wird?“ Diese Frage stellten mir in den letzten Monaten immer wieder Besucher*Innen und auch Kolleg*Innen, wenn die Rede auf den Umbau unseres Museums kam. Nun stehe ich in der leeren Halle und es schwingt natürlich ein wenig Wehmut mit, wenn eine solch gute Ausstellung wie die „Schwerindustrie“ in unserer Zinkfabrik verschwunden ist. Aber nach über 20 Jahren steht nun eine Veränderung an.
Die meisten Objekte sind längst abtransportiert. Es dürften ca. 1.300 gewesen sein. Bilderrahmen sind abgehängt und geleert, Vitrinen geöffnet und die Objekte entnommen worden. Modelle wurden aus der Halle gefahren und auch das Stahlgebiss – einer meiner Lieblinge – hat längst im Museumsdepot im Peter-Behrens-Bau seinen neuen Platz gefunden. 3.000 Quadratmeter Ausstellung sind abgeräumt. Selbst unsere Dampflokomotive hat zwischenzeitlich ein neues Zuhause gefunden.

Bis auf den Dampfhammer sind auch die großen Exponate mittlerweile verschwunden. Er wird im Zuge der Umbauten umgesetzt, um in der neuen Dauerausstellung wieder eine prominente Rolle zu spielen. Allein die originalen Einbauten der Zinkfabrik wie Walzgerüst, Gießkarussell, Schmelzofen und Schwungrad bleiben an ihrem Platz. Die meisten Wände und Einbauten der Ausstellung sind abgerissen. Was noch ausharrt, sind Shop, Café, Seminarräume und der Steg, der die Besucher*innen wieder über die Ausstellung zurück zum Ausgang führte. Ihr Abriss wird im Herbst erfolgen.

Die Halle zeigt sich nun von einer anderen Seite, in einem anderen Licht. Sie lässt sich wieder als Fabrikhalle erfahren und besticht allein durch ihre Größe, die jetzt plötzlich erkennbar ist. Fühlte man sich zuvor immer wieder in verschiedene Räume versetzt, die die Aufmerksamkeit auf die dort gezeigten Exponate natürlich erhöhten, so präsentiert sich nun das Gebäude in seiner ganzen Schönheit. Die Konstruktion aus Stahlträgern, die die gesamte Halle durchzieht, ist jetzt beim Blick nach oben ablesbar. Sie strahlt eine Grazilität aus, die man vorher nicht erkennen konnte. Die parallel zur Straße stehenden Hallentrakte zeigen eine Regelmäßigkeit, die sich von außen nicht erahnen lässt. Wenn in einigen Monaten der Blick auch auf den Gebäudeteil an der Hansastraße geöffnet ist, wenn also die Einbauten der ersten Etage beseitigt sind, wird sich die Halle noch größer präsentieren.

Gleichzeitig sind nun zahlreiche Überreste aus der Produktionszeit – Spuren der Vergangenheit – wieder erkennbar. Hier ein altes Waschbecken, dort eine Kranbahn; Rohrleitungen und alte technische Aggregate zeugen von der früheren Arbeit in der Fabrik. Auch wenn in den 1990er Jahren Vieles demontiert oder durch den Umbau beseitigt werden musste, so sind doch Reste erhalten. Und diese Zeugnisse sind heute für uns jetzt noch wertvoller geworden. Zeugen sie doch von den Menschen, die hier malocht haben und einen großen Teil ihres Lebens an diesem Ort verbrachten.
Dieser neue Eindruck der Halle soll nicht wieder vollständig verschwinden. Die Zeugnisse der Industriegeschichte sollen zukünftig sichtbarer werden. Wie das geschehen kann? Die Überlegungen laufen gerade. Noch ist es nicht geklärt, aber die Gestalter unserer neuen Dauerausstellung, das Büro DuncanMcCauley aus Berlin, legen Wert darauf, die Sichtbarkeit der früheren Nutzung der Halle zu erhöhen.
Wahrscheinlich hat mir den Abschied von der alten Ausstellung auch erleichtert, dass ich damals nicht selbst einer der Kurator*innen war und die Ausstellung nicht mit aufgebaut habe. Auch wenn ich dennoch mit der Ausstellung „Schwerindustrie“ eng verwachsen bin, ist so emotional doch ein gewisser Abstand gewahrt. So kann man eher über die Endlichkeit einer solchen Ausstellung reflektieren und die Notwendigkeit erkennen, etwas ändern zu müssen.
Die Halle ist leer. Der Umbau kann beginnen. Etwas Neues entsteht.
Es ist eine Schande, dass die hoch interessante Ausstellung in der Zinkfabrik Altenberg zerstört
wurde . Die alte Museumsanlage zeigte eine sehr breite Information über das Thema „Eisen und
Stahl“. Es waren wunderbare Exponate mit gutem Informationsgehalt aufgebaut und von den
seinerzeitigen Beteiligten in der Halle arrangiert worden. Nun hat man das alles abgebaut und
versucht es mit einem neuen Konzept, voraussichtlich sehr digital, da dies bei Jugendlichen besser ankommen soll. Dabei war die bisherige „ Hardware“ viel beeindruckender und anregender als „ digitalisierte Kunstwelten“. Nun wird viel Geld in die Neuausrichtung gesteckt,
das besser in Ergänzungen und Einzelüberarbeitungen gesteckt worden wäre.
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Unbestritten: Die alte Ausstellung war gut, aber sie hatte auch ihre Mängel. Mittlerweile haben sich Ansprüche an Ausstellungen verändert und wir wollen auch die nächsten Generationen ansprechen, die neue Sehgewohnheiten haben. Was aber weiterhin gelten wird: Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Objekte, mit ihrer Geschichte und ihren Geschichten. Sonst wären wir kein Industriemuseum.
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