In unserem Blog hatte bereits Daniel Simon Böhmer über ein Loch berichtet, das sich auf dem Hof zwischen zwei Werkstattgebäuden des LVR-Industriemuseums Zinkfabrik Altenberg aufgetan hatte. Jetzt ist das Loch untersucht und wieder geschlossen worden.
Lange hat es gedauert, aber jetzt ist das Loch wieder zu. Bereits im Herbst 2016 hatte sich auf dem Gelände des LVR-Industriemuseums ein Tagesbruch ereignet und zunächst war nicht eindeutig zu klären, um was es sich handelte. Ein Blick auf Lagepläne, die im Oberhausener Stadtarchiv zu finden waren, zeigte, dass an dieser Stelle früher eine Röstanlage gestanden hatte. So ist zu vermuten, dass es sich bei dem untertägigen Hohlraum um Reste dieser Anlage handelt.
Der Prozess des Röstens von Erz wurde auf dem Oberhausener Fabrikgelände der Vieille Montagne seit 1857 durchgeführt. Eine Röstanlage diente dazu, das Zinkerz für die Verhüttung vorzubereiten. Damit der anschließende Hüttenprozess funktionieren konnte, musste der im Erz befindliche Schwefel aus diesem gelöst werden. Hierzu wurde das Erz zerkleinert und erhitzt. Durchströmende Luft löste in der Röstanlage den Schwefel aus dem Erz. Als Schwefeldioxid ( SO2 ) verließ der Schwefel das Röstgut. Zurück blieb ein Material, das dann von der Oberhausener Röstanlage in die Zinkhütte nach (Essen-)Borbeck gebracht wurde. Dort wurde Rohzink aus diesem Erz erschmolzen.
Die Röstanlage in Oberhausen wurde immer wieder ergänzt und modernisiert. Zwischenzeitlich erprobte die Vieille Montagne hier sogar eine neue Art von Röstofenanlage, die sie später in anderen Werken auch einsetzte. Zwischen 1872 und 1890 baute die Vieille Montagne auf dem Gelände der Oberhausener Zinkfabrik dann eine weitere Röstanlage, die sich über den heutigen Werkstatthof erstreckte. Der Gewölbekeller dieser Anlage fand sich nun unter der Erde wieder. Betrieben wurde sie bis 1929. Zu diesem Zeitpunkt verlagerte das Unternehmen die Rösterei nach Borbeck. In Oberhausen stand die Anlage still und wurde durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Die Fläche wurde planiert und in den Jahren 1949/50 entstanden hier eine Schreinerei und eine Fertigungshalle mit einem kleinen Hof dazwischen. In der Fertigungshalle erfolgte die Weiterverarbeitung von Zinkblechen zu Ätzplatten für die Druckindustrie.
Dass sich unter dem Hof noch Reste der früheren Rösterei befanden, war niemandem bekannt, bis zu jenem Tag im Herbst 2016, als ein Containerdienst einen mit Bauschutt gefüllten Container abholte und sich darunter ein Loch auftat. Bevor dieses Loch nun im September 2019 wieder geschlossen wurde, wurde der Hohlraum in Absprache mit der städtischen Denkmalpflege sondiert. Zunächst erfolgte im Auftrag der Stadt Oberhausen eine Georadaruntersuchung, um die Ausdehnung des Hohlraums in Erfahrung zu bringen. Hier zeigte sich, dass der Hohlraum nicht allzu groß war und keine Gefahr für ein großflächiges Aufbrechen des Untergrunds bestand.
Im Auftrag des LVR-Industriemuseums dokumentierte im Sommer 2019 das LVR-Zentrum für Medien und Bildung in Düsseldorf den Hohlraum mit Film- und Fotoaufnahmen. Erkennbar ist ein aus Ziegelstein gemauerter Gewölbekeller, der offensichtlich das Fundament der Röstanlage bildete. Gelbe Verfärbungen an den Wänden lassen vermuten, dass auch hier schwefelhaltige Gase hindurchströmten.
Leider war es nicht möglich, den Hohlraum zugänglich zu machen, was wir Museumsmitarbeiter*innen uns gewünscht hätten. Die Gebäudereste sind zu instabil und zu niedrig, um begehbar zu sein. Auch war unklar, ob für Besucherinnen und Besucher eine zusätzliche Gefahr durch Schadstoffe bestanden hätte. Also wurde der Hohlraum im September 2019 mit einem Sandgemisch verpresst und so für die Zukunft erhalten. Damit ist das Gelände nun stabil genug, um auch Baufahrzeuge wenden lassen zu können.
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