Schreibtisch mit Laptop und aufgeschlagenem Buch

„Museumsarbeit ist vielseitig“: Der digitale Dienstantritt

Ein Virus sorgt für mächtig Wirbel und wirft so manche vertrauten Abläufe auf der Arbeit um. In Zeiten des verordneten Homeoffice ist deshalb die Videokonferenz die gängigste, wenn auch nicht immer störungsfreiste Kommunikationsmöglichkeit geworden. Wie es aber ist, ganz neu in ein Team zu kommen und seine Kolleginnen und Kollegen erst einmal nur als kleines Quadrat auf dem heimischen Desktop kennenzulernen – genau darüber kann ich berichten.

Ein Beitrag von Katharina Müller

„Eigentlich müssten jetzt alle da sein…!“. So oder so ähnlich begann wohl fast jede Videokonferenz an der ich seit Mai als neue wissenschaftliche Hilfskraft des  LVR-Industriemuseums Zinkfabrik Altenberg, teilgenommen habe. Voller Vorfreude auf den ehemaligen Industriestandort, die neue Aufgabe und das Team musste ich früh feststellen, dass dieses Kennenlernen erst einmal nur digital stattfinden kann. Seit Ausbruch der Covid-19 Pandemie mussten zu ihrem Schutz auch die meisten der über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sieben LVR-Museumsstandorte ab Mitte März ins Homeoffice gehen.

Im Mai war das Arbeiten von zuhause aus mit seinen Möglichkeiten und Herausforderungen also bereits ein erprobtes Mittel (beim LVR-Industriemuseum) geworden. Die technische Infrastruktur ist wohl die wichtigste Voraussetzung für ein gelungenes Homeoffice, und die stand mir glücklicherweise direkt zur Verfügung. Trotzdem war ich froh, bei meinem Dienstantritt doch kurz vor Ort sein zu können, um den Standortleiter Dr. Burkhard Zeppenfeld zu treffen. Ausgerüstet mit Maske hieß er mich herzlich willkommen, zeigte mir meinen (zukünftigen wie desinfizierten) Arbeitsplatz und erklärte mir die wichtigsten Inhalte für die Neukonzeption der Dauerausstellung, denn daran sollte ich ab sofort mitarbeiten.

Ein leerer Kühlschrank, eine leere Kaffeekanne und die leeren Büros vermögen nur einen schwachen Eindruck davon zu vermitteln, welche Gespräche und Diskussionen sonst über den Flur hallen und welchen persönlichen Austausch es normalerweise im Team gibt. Ein kleiner Funke dessen sprang dann aber doch schnell über, als ich entdeckte, dass die Kolleginnen und Kollegen große Fotos von sich an den Bürotüren aufgehängt hatten. Toll! Ein lachendes Gesicht gibt einem direkt ein gutes Gefühl und jetzt wusste ich auch schon, mit wem ich demnächst überhaupt in einem Büro sitzen werde.

Büro mit Schreibtischen, Bildschirm und Tastatur
Aquariums-Feeling: Mein Arbeitsplatz im Museumsbüro ist nun durch Plexiglasscheiben gesichert.

In den Onlinemeetings konnte ich trotz Corona die lachenden Gesichter auch bald live sehen: da hieß es erst mal zuhören und verstehen, Fragen notieren, Begriffe nachschlagen. Vorstellungsrunden, etliche Erklärungen auf noch mehr Fragen, kurzum viel Geduld auf allen Seiten machten ein Ankommen am neuen Arbeitsplatz auch digital möglich. Denn Mails beantworten, die Ideen hinter der neuen Dauerausstellung verstehen, inhaltliche Recherche, Videokonferenzen oder Online-Teambesprechungen – all das funktioniert auch von zuhause aus tatsächlich gut, so mein Resümee der letzten drei Monate. Naja, ich muss zugeben, kleinere technische Probleme gab es schon: als eine schlechte Tonqualität ein flüssiges Gespräch unmöglich machte oder als das Bild einer Kollegin eingefroren war und wir uns sorgen mussten, sie wäre von ihrem Schreibtischstuhl gefallen.

Zu Beginn ergaben sich bei mir auch viele ‚kleine‘ Fragen, die weniger die inhaltliche Arbeit, sondern eher die Arbeitskultur betrafen – eben genau jene Fragen, die man mal eben der Kollegin am Schreibtisch nebenan stellt: Macht ihr eigentlich alle zusammen Pause? Gibt es eine Kaffeekasse? Wie genau geht das mit dem Teamkalender? Wer war noch mal Herr Soundso? Wenn ich mal ein Buch aus der Bibliothek brauche, dann…? All diese vermeintlich unscheinbaren Fragen und genauso die kleinen Unterhaltungen zwischen Tür und Angel, die aber ein Ankommen, Kennenlernen und ein Gemeinschaftsgefühl ausmachen, sind erst einmal weggefallen und können leider auch durch ein digitales Format nicht ganz ersetzt werden.

Ich kann aber behaupten, die meisten Kolleginnen und Kollegen immerhin schon mal digital zuhause besucht oder auch deren Katzen kennengelernt zu haben, die ja bekanntlich eine Schwäche für Tastaturen haben…

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