Corona ist in aller Munde und macht die Arbeit in diesen Tagen in allen Branchen nicht einfacher. Was das Projekt des LVR-Industriemuseums Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen angeht, sind die vorbereitenden Arbeiten für die ab dem Jahr 2021 anstehende Sanierung erfreulicherweise planmäßig in diesem Jahr durchgeführt und zu Ende gebracht worden.
Ein Beitrag von Detlev Bruckhoff
Vorbereitende Arbeiten? Das, was die beteiligten Planer als Vorbereitung auf die Sanierung bezeichnen, ist beim aufmerksamen Betrachten der Baustelle hinter dem Hauptbahnhof möglicherweise schlichtweg als Abriss des Museums aufgefallen. In Wahrheit handelte es sich hierbei und den behutsamen Rückbau der Museumseinbauten aus den 1990er Jahren, ohne dabei den denkmalgeschützten Bestand zu beschädigen.
Der Entschluss für die umfangreichen Veränderungen des seit 1997 bestehenden Museums resultierte letztendlich auch aus der Entscheidung, das städtebauliche Konzept des Altenberg-Geländes zu verbessern. Künftig orientieren sich die Haupteingänge der wichtigsten Attraktoren auf dem Gelände, wie das Zentrum Altenberg, der Verein für aktuelle Kunst und nun auch das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg, um die Piazza mit historischem Kopfsteinpflaster herum.
Die Gesamtplanung für das Projekt, also einschließlich Entwurf, Planung und Bauleitung, erhielt das Berliner Architekturbüro AVP, Abelmann Vielain Pock Architekten, welches im Jahr 2013 als Gewinner eines eingeladenen Wettbewerbs hervorgegangen war. Für die örtliche Durchführung der Bauleitung und der Erstellung der Firmenausschreibungen haben AVP das im Ruhrgebiet ansässige Büro bruckhoff keßler architekten unterbeauftragt. Die Bauleitung war in diesem Fall nicht nur mit der Überwachung und Koordination der fachgerecht auszuführenden Arbeiten vertraut, sondern auch mit der Planung einer möglichst anwohnerfreundlichen Baustelleneinrichtung.
So haben die bauleitenden Architekten ein vierteiliges Szenario zur Einrichtung und Belieferung der Baustelle entwickelt, das künftig, angepasst an den Bauablauf, aufgebaut wird, um die Anwohner und Benutzer des Altenberg-Areals so wenig wie möglich zu belästigen. Insbesondere auf die Baustellenabsperrung durch Bauzäune wurde hier ein großes Augenmerk gelegt, damit die Zuwegung der einzelnen Nutzer so wenig wie möglich eingeschränkt wird. Derzeit, im Zuge des Abrisses – oder sagen wir besser der „Rückbauphase“ – beschränkt sich die Baustelle auf den Bereich des ehemaligen Aufstellplatzes des Stadtmodells sowie auf den Weg zwischen der Walzhalle, gemeint ist das Museum, und dem Werkstattgebäude des LVR. Der ehemalige Platz des Stadtmodells wird übrigens künftig ein zentraler Ort der Baustellenlogistik sein. Hier stehen bis zum Ende der Bauzeit Ende 2022 sämtliche Bauleitungs-, Besprechungs- und Pausenräume, sowie Sanitär- und Lagercontainer. Auch der Parkplatz der Baustellenmitarbeiter wird hier bereitgestellt werden.

In den letzten acht Monaten haben sich die Bagger nun behutsam durch die alte Walzhalle gearbeitet und sind dabei auf durchaus vielfältige Unvorhersehbarkeiten gestoßen. So erwies sich eines der „kleinen“ Ziele, die Halle von allen üblicherweise auf Baustellen bekannten Giften wie Asbest, PCB, KMF und Blei zu befreien, als deutlich schwieriger als angenommen, da Schadstoffkataster aus der Bauzeit der Gebäude nicht vorhanden waren und Schadstoffe an Stellen vorgefunden wurden, an denen sie nicht zu vermuten waren. So mussten die eigentlichen Abrissarbeiten mehrfach unterbrochen werden, um Schutzbereiche aufzubauen, in denen dann die Schadstoffe für Bauarbeiter und Umwelt ungefährlich und fachgerecht ausgebaut und entsorgt werden konnten. Auch erforderten die seinerzeit verwendeten Konstruktionen teilweise erstaunliche Konsequenzen bei der Vorgehensweise des Rückbaus. So gab es mehrfach Konstruktionen, die scheinbar eigenständig gebaut waren. Beim Versuch, diese abzureißen stellte sich aber heraus, dass sie wider Erwarten den Bestand unterstützen, so dass ein äußerst behutsames und zeitintensives Arbeiten mit teilweise umfangreichen Abstützungsmaßnahmen nötig wurde.

Auch die Verteilung der Medien wie Strom, Telefon und Netzwerkkabel stellte sich in manchen Teilen geradezu unüberschaubar und abenteuerlich dar. Dies führte dazu, dass bei manchen Arbeiten aufgrund fehlender bauzeitlicher Dokumentation schlichtweg nach dem Prinzip „Trial and Error“ gehandelt wurde. Das sah dann so aus, dass man eine Leitung abgeklemmt und gewartet hat, ob sich jemand auf dem Gelände darüber beschwert, dass ihm kein Strom mehr zur Verfügung steht.
Die Aufgabe der Bauleitung besteht also zum einen darin, dafür zu sorgen, dass die Maßnahmen fachgerecht durchgeführt werden, zum anderen darin, geeignete Maßnahmen bei den überraschend eingetretenen Situationen vorzuschlagen. Ebenso geht es auch darum, zu überprüfen, welche Auswirkungen die vor Ort festgestellten Ergebnisse auf die spätere Planung und Ausführung haben. Wenn zum Beispiel festgestellt wird, dass ein bestehender Abwasserkanal unterirdisch eingestürzt ist, müssen diese Sanierungsmaßnahmen so in das laufende Projekt eingewebt werden, dass der spätere Ablauf nach Möglichkeit nicht gestört wird.
Als nächste Tätigkeiten stehen die Rodungsarbeiten hinter dem Zentrum Altenberg als Vorbereitung der neuen Westzufahrt an. Die Arbeiten finden in den Wintermonaten statt um sicherzustellen, dass keine brütenden Vögel gestört werden. Das Gelände wird nach Fertigstellung der Arbeiten eine weitere Zufahrt von der Altenberger Straße aus erhalten.

Manchmal gehen Passanten über das Gelände der Zinkfabrik Altenberg und fragen laut: „Wann passiert hier denn mal endlich was?“ Solchen Fragen entgegnet der Polier der Abbruchfirma, Herr Gnedler, immer wieder mit großer Freude: „Wenn hier am Tag 6 – 8 Sattelschlepper voll mit Schutt aus der Halle fahren und die Leute den Eindruck haben es würde nichts passieren, dann scheinen wir ja eine ganz gute Arbeit zu machen.“
Dipl.-Ing. Detlev Bruckhoff, Geschäftsführer von bruckhoff keßler architekten, ist bauleitender Architekt der denkmalgerechten Sanierung und des Umbaus der Zinkfabrik.