Die Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen wird umgebaut. Eine neue Dauerausstellung entsteht. Der Gestaltungsentwurf ist da.

Es wird konkret: Die Gestaltung der neuen Dauerausstellung in der Zinkfabrik Altenberg

2018 hatten wir (Duncan McCauley) das Glück, den Zuschlag für die Gestaltung der neuen Dauerausstellung im LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen zu bekommen. In den vergangenen vier Jahren haben wir in engem Austausch mit dem Museumsteam eine Inszenierung ausgearbeitet, die bald ein außergewöhnliches Erlebnis ermöglichen soll.

Ein Beitrag von Noel McCauley

Link zur Internetseite von Duncan McCauley

Wir haben deutschlandweit Projekte zum Thema technisches Erbe und dessen Wechselwirkung mit der gesellschaftlichen Entwicklung durchgeführt. Zudem weiß unser Team, die Rolle der Industriekultur als Fundament für regionale und nationale Identitäten zu schätzen. Wir sind uns bewusst, dass diese junge Vergangenheit noch immer einen unmittelbaren Einfluss auf die Gesellschaft ausübt und dass vor allem ältere Menschen eine persönliche und starke Verbindung mit Orten und Inhalten haben.

Das vorliegende Konzept des LVR-Museumsteams ist sehr ehrgeizig. Neben der Darstellung von Technik- und Produktionsprozessen werden die gesellschaftlichen Auswirkungen der Industrialisierung angesprochen. Hier finden sich Themen wie Teilhabe, Selbstentfaltung und Gruppenzugehörigkeit sowie die Herstellung von Identitäten durch Arbeit und Konsum.

Eine Aufgabe unserer Ausstellungsgestaltung ist die Übersetzung von Inhalten in einen erlebbaren Raum, in eine erzählerische Umgebung, die Besucher*innen dazu einlädt, tief in sie einzutauchen. Dabei „übersetzen“ wir die Inhalte in Inszenierungen, die mit allen Sinnen erlebbar sind und die emotionale Wahrnehmung ansprechen. Eine Reihe von „Mitmachangeboten“ werden einen spielerischen Zugang zu den Inhalten ermöglichen und die Kommunikation zwischen Besucher*innen in der Ausstellung fördern.

Der Inszenierungsansatz der Ausstellung entwickelt sich aus dem Zusammenspiel zwischen den Inhalten und dem Standort. Immerhin ist die Zinkfabrik Altenberg eines der letzten erhaltenen Fabrikensembles der Kaiserzeit im Ruhrgebiet! Die Inhalte sind in visuell klar unterscheidbare Kapitel unterteilt. Die Ausstellungskapitel können in der vorgesehenen Abfolge erlebt werden oder ganz nach den eigenen Interessen, der eigenen Laune. Eine zentrale Promenade gewährleistet die Orientierung in der großen Ausstellungshalle und bietet eiligen Besucher*innen einen Einstieg in die wesentlichen Ausstellungsbotschaften.

Die Positionierung großformatiger Exponate, vor allem des neun Meter hohen und zwanzig Tonnen schweren Dampfhammers, bestimmt die gesamte Raumgestaltung. Die Ausstellungsarchitektur ist schlicht und modern gehalten und setzt sich vom Bestand ab. In Farbe und Material setzt sie auf Kontraste zu der denkmalgeschützten Halle und schafft dabei eine spannende Komposition; sie stellt den Wandel der industriellen Prozesse im Laufe der letzten 150 Jahre dar. Beginnend mit physischen Zeugen der Technikgeschichte, mit Schmelzofen, Gießkarussell und Industriewalze, findet eine kontinuierliche Entmaterialisierung und Dynamisierung der Präsentation statt. Feste Strukturen werden nach und nach durch leichte, dynamische Elemente ersetzt, als Zeichen der fortschreitenden Rationalisierung und Digitalisierung der Gesellschaft und der industriellen Produktionsprozesse.

Das Bild zeigt einen Entwurf der neuen Dauerausstellung der Zinkfabrik Altenberg in Oberhausen. Die Zinkfabrik Altenberg ist ein Museum des LVR für Industrie- und Sozialgeschichte.
Noch fällt es schwer sich die neue Dauerausstellung in der Baustelle vorzustellen. Entsprechend groß ist die Freude über einen Blick in die Zukunft. Bild: © DMC / LVR-Industriemuseum

Um eine prägende Wirkung zu erreichen, haben wir die Inhalte in Erlebnisse übersetzt. Emotionale Reize bedingen eine Brücke zwischen Menschen und Inhalten und zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Teils trockene technische Inhalte werden anhand authentischer, menschlicher Erlebnisse vermittelt. Der Mensch steht mit seinen Hoffnungen und Ängsten inhaltlich und in der Inszenierung im Mittelpunkt. In Bezug auf die Wirkung der Industriekultur auf uns finden wir folgendes Zitat sehr zutreffend: “Die Industrie um uns herum verschwindet viel schneller als die Industrie in uns selbst“. Es stammt von Rolf Kühn, einem unserer prägenden Arbeitspartner, dem ehemaligen Direktor des Bauhaus Dessau und dem Chef der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land 2000–2010.

Die Industrie sitzt noch tief in der DNA der Oberhausener Gesellschaft. Es ist für uns eine Herausforderung und eine Ehre zugleich, diese Dauerausstellung zu realisieren. Wir freuen uns auf die kommenden Arbeitsphasen, in denen wir unsere Ideen verwirklichen können.

Noel McCauley ist ein in Berlin lebender Architekt und Museumsspezialist. Das Designstudio Duncan McCauley, das er 2003 zusammen mit Tom Duncan gründete, ist international tätig und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet.  Derzeit sind Projekte an UNESCO- Weltkulturerbestätten in Stralsund, Weimar und Völklingen in Planung. Noel ergänzt seine Studioarbeit durch Lehrtätigkeit an Universitäten wie der TU Berlin und UAL, Central St Martins, London, und nimmt regelmäßig an Konferenzen über Museumskunde und Szenografie teil.

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