LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Neue Dauerausstellung, Baustelle

Die Entstehung eines authentischen Ortes der Hochindustrialisierung 

Die Baugeschichte der Zinkfabrik Altenberg

Teil 5: Zink Altenberg heute

Die Zinkfabrik Altenberg ist das einzige Fabrikensemble des Ruhrgebiets, das heute noch weitgehend so erhalten ist, wie es zu seiner Blütezeit Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesehen hat. Diese Anlage entsteht nicht mit einem Mal, sondern bekommt in vielen kleinen Schritten von Ausbau, Abriss und Neubau ihr heutiges Gesicht. In dieser fünfteiligen Reihe bekommen Sie einen Einblick in die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Bauten auf dem Fabrikgelände.

Ein Beitrag von Daniel Sobanski

Innenstadt ohne Industrie

In den 1960er Jahren beginnt unweigerlich der Strukturwandel in Oberhausen, der auch Altenberg erfasst. 1968 wird mit der Zeche Concordia eines der größten Bergwerke des Ruhrgebiets stillgelegt. Auf dem Zechengelände plant die Stadt Oberhausen neue Wohn- und Gewerbeflächen unter dem Namen City-West. Die sogenannte City-West II soll auch das Altenberg-Gelände umfassen. Nach längeren Verhandlungen einigen sich Stadt und Unternehmen darauf, die beiden Altenberg-Werke Oberhausen und Borbeck auf ein neues Gelände am Essener Stadthafen zu verlegen. Die Konzepte für die City-West II erweisen sich aber als Luftschlösser, da sie davon ausgehen, dass in anderen Branchen neue Arbeitsplätze entstehen und mehr Menschen nach Oberhausen ziehen würden.

Oberhausener Bürger*innen suchen in dieser Zeit schon nach einem möglichen Standort für ein soziokulturelles Zentrum. 1979 gründet sich dazu der Initiativkreis Altenberg (IKA) und im folgenden Jahr beginnt die Stadt Oberhausen mit konkreten Plänen, die Zinkfabrik zum Kulturzentrum umzugestalten. Etwas später schließt sich der Landschaftsverband Rheinland an und wählt die Zinkfabrik Altenberg als Standort für die Zentrale des neu gegründeten Rheinischen Industriemuseums (RIM), des heutigen LVR-Industriemuseums.

Altlasten

Während der ersten Umbaumaßnahmen wird die massive Belastung des Geländes durch die Emissionen der Zinkerzeugung offenbar. Zwischen 1986 und 1991 diskutieren Stadt und IKA langwierig über die Sanierung des Geländes und die Finanzierung. Die soziokulturellen Vereine müssen lange warten bis das Gelände saniert, die Außenwände gereinigt, die Innenräume von Staub befreit und die belasteten Böden durch eine Sperrschicht versiegelt sind. Erst dann kann der Initiativkreis nach Altenberg zurückkehren.

LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Neue Dauerausstellung, Baustelle

Umgestaltung

Der Gebäudebestand verändert sich äußerlich nur wenig. Lediglich einige kleinere Gebäude wie der Feuerwehrschuppen, die Rückwasserkühlanlage und die Garagen sowie das Kohlelager und die Pumpenanlage an der E-Zentrale werden abgerissen. Zwischen Klempnerei und Altenberger Straße entsteht ein eingeschossiger Lagerraum. Schlosserei und Eisenlager werden erst 2000/01 durch einen Wintergarten verbunden.

Eine Reihe von Konzepten wird aber nicht realisiert. An die Klempnerei hätten in Richtung Altenberger Straße vier mit Glasdächern versehe Künstler-Atelier-Häuschen angebaut werden sollen. Auf der Freifläche der alten Röstanlage (zwischen Walzhalle und Altenberger Straße) sollte ein Kinderspielplatz entstehen, für den wohl eine Garage zu einem Nachbau einer Fabrik im Kleinformat umgestaltet werden sollte. Das RIM hatte zudem vorgesehen, diverse Freiflächen für technische Großexponate wie etwa Bergbaumaschinen zu nutzen.

Die Innenräume werden dagegen stark umgestaltet. In das größere Labor- und Lagergebäude an der Stirnseite der Walzhalle werden 1987 Werkstätten für die Berufsförderung eingebaut. Schlosserei und Eisenlager werden nach einer Dachsanierung zu Gastraum und Mehrzweck- Veranstaltungsräumen umgebaut. Die Stadt Oberhausen gestaltet 1985 einen Teil der Walzhalle in eine Mehrzweck- und Sporthalle um . Viele Künstler*innen können die Räume des IKA nutzen. Unter anderen haben die Kabarettistinnen der Misfits hier ihre ersten Auftritte.
Die Walzhalle selbst wird zum Museum umgewidmet. Die Vorstreckwalze und eine Fertigwalze werden hierfür innerhalb des Gebäudes versetzt. Außerdem werden für Shop, Café und Tagungsräume Einbauten geschaffen.

Disko, Kino und Museum

Heute beherbergen die alten Industriegebäude eine große Bandbreite an Institutionen und Nutzungsformen . Einen Teil der Gebäude nutzt das LVR-Industriemuseum, den anderen beanspruchen die Soziokulturellen Vereine Altenberg e.V. (SoVAt) für sich. Die bürgerschaftlichen Vereine und das Landesmuseum arbeiteten heute gut zusammen, um die Zinkfabrik Altenberg als authentischen Ort zu erhalten.

LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Neue Dauerausstellung, aktuelle Gebäudeskizze
Die Grafik zeigt den heutigen Aufbau der Zinkfabrik Altenberg und der SoVAt e.V. Foto: ©Daniel Sobanski

Das LVR-Industriemuseum hat auf Altenberg nicht nur einen der acht Schauplätze seines dezentralen Museums, sondern auch die zentralen Einrichtungen. In der Villa befindet sich die Direktion des LVR-Industriemuseums. Die Schreinerei beherbergt die Restaurationswerkstätten, das Fotolabor und die Ausstellungstechnik. Das Magazingebäude an der Hansastraße teilen sich die Sammlungs- und Dokumentationsabteilung, die Bibliothek sowie die Wissenschaftler*innen der beiden Oberhausener Museumsstandorte. Das eigentliche Museumsgebäude ist die Walzhalle, die zurzeit umgebaut wird. Das Kesselhaus und die Elektrozentrale sind bei Veranstaltungen und Sonderausstellungen weiter zugänglich. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden den Besucher*innen dort wieder Dauer- und Sonderausstellungsflächen sowie Tagungsräume offenstehen.

Die bekanntesten Gebäude von SoVAt sind vermutlich die Schlosserei und das Eisenlager, die als Diskothek, Konzert- und Veranstaltungsräume regelmäßig gut besucht sind. In der Klempnerei öffnen regelmäßig Kunstausstellung und das Walzenlager, das an die Elektrozentrale grenzt, ist ein Kinosaal. In den anschließenden ehemaligen Kauengebäuden befinden sich die Büros der Geschichtswerkstatt Oberhausen, die mit Ausstellungen, Exkursionen, Vermittlungsprojekten und nicht zuletzt in ihrem Magazin „Schichtwechsel“ die Oberhausener Geschichte anschaulich vermittelt.

LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Neue Dauerausstellung, Disko SoVAt
Foto von der Diskothek in der ehemaligen Schlosserei und im Eisenlager, die heute von SoVAt e.V. betrieben wird.

Hier kommen Sie zum vierten Beitrag unserer Reihe.

Quellen- und Literaturverzeichnis:

Schmenk, Holger: Von der Altlast zur Industriekultur. Der Strukturwandel im Ruhrgebiet am Beispiel der Zinkfabrik Altenberg, Bottrop 2009.
Dachsanierung Eisenlager und Labor, Loses Blatt, o.D., Archiv IKA/SoVAt.
Planung von Werkstätten, Ordner Baugenehmigungen, o.D., Archiv IKA/SoVAt.
Zentrum Altenberg – Rheinisches Industriemuseum, Plan des Altenberg-Geländes, o.D., Archiv IKA/SoVAt.
Planergruppe Oberhausen, Künstlerhäuser auf „Altenberg“, 2 handgezeichnete Pläne, 15.3.1985, Archiv IKA/SoVAt.
Altenberg Zink Oberhausen, o.D. (vor 1988), Archiv des LVR.
Bauvorhaben Bürgerzentrum Altenberg, Lageplan, 6.9.1988, Loses Blatt, Archiv IKA/SoVAt.
Trinkwasserplan, September 1993, Loses Blatt, Archiv IKA/SoVAt.
Planung eines Stuhllagers, 1995, Ordner Baugenehmigungen, Archiv IKA/SoVAt.
Architekturbüro Fittkau: Errichtung eines Wintergartens, Planzeichnung, 21.08.2000, Loses Blatt, Archiv IKA/SoVAt.
Architekturbüro Fittkau: Erweiterung des Anbaus Eisenlager, Grundriss, 01.06.2001 Loses Blatt, Archiv IKA/SoVAt.
Auszug aus dem Liegenschaftskataster, 2008, Loses Blatt, Ordner Bau II, Archiv IKA/SoVAt.

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