Faschingstänzer aus Krickerhau, heute Handlová, in der Slowakei. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen sie nach Oberhausen und waren im Lager Forsterbruch untergebracht. Aufgenommen wurde das Foto etwa im Jahr 1950.

Aschermittwoch

Ein Rückblick auf die Karnevalszeit

Mit dem heutigen Aschermittwoch endet die fünfte und für die meisten Rheinländer*innen wahrscheinlich auch die wichtigste Jahreszeit. Das wollen wir zum Anlass nehmen, um nochmal auf die vergangenen Tage zurückzublicken und eine kurze Geschichte aus unserer Sammlung mit euch zu teilen.

Ein Beitrag von Isabelle Reckmann

In unseren weitreichenden Fotobeständen haben wir uns auf die Suche nach passendem Bildmaterial für einen Beitrag anlässlich der Karnevalszeit gemacht und sind auf die beiden Fotos gestoßen, die wir euch heute präsentieren möchten. Betitelt ist das obige Foto mit den Worten: „Die Faschingstänzer stammten aus Krickerhau, dem heutigen Handlová, in der Slowakei. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen sie als Heimatvertriebene nach Oberhausen und wurden im Lager Forsterbruch untergebracht.“ Die Bilder und der Titel riefen bei uns einige Fragen hervor, die wir versuchen, in dem heutigen Blogbeitrag aufzulösen: Was hat es mit dem Lager Forsterbruch auf sich? Wie und warum kamen die Faschingstänzer zur Gutehoffnungshütte (GHH)? Wie lautet die Überlieferungsgeschichte der beiden Fotos? Aber auch: Was haben die Bilder mit dem Thema Zwangsarbeit zu tun?

Dass sich die Beantwortung der Fragen als so schwierig gestalten würde, hatten wir nicht erwartet, denn schließlich verfügen wir über zahlreiche Quellen, Exponate, Fotografien und Schriften rund um die GHH. Dennoch war es kaum möglich, Informationen zusammenzutragen, die eine genaue Nachzeichnung der Geschichte der beiden Fotos ermöglichen würden. Diese Informationsarmut hängt nicht zuletzt mit der dünnen Quellengrundlage zusammen, von der die beiden Forschungsbereiche der Zwangsarbeit und der sogenannten „Fremdarbeit“ naturgemäß betroffen sind.

Bei dem Lager Forsterbruch, in dem die Faschingstänzer untergebracht waren, handelte es sich um ein Lager, welches im Zuge des Zweiten Weltkrieges eingerichtet wurde. Das „Sonderlager Forsterbruch“ fand erstmals im Februar 1944 Erwähnung und wurde am 30.12.1944 wieder geschlossen. Es fungierte als Arbeits-Erziehungslager der SS bei der GHH und die Inhaftierten waren wohl primär damit beauftragt, Kriegsmaterial herzustellen, aber auch Bau- und Erdarbeiten durchzuführen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nutzte die GHH ehemalige Zwangsarbeitslager als Notunterkünfte für ledige Bergleute ihrer Zechen weiter. So kamen dann auch die Heimatvertriebenen aus der Slowakei, die in dem Bild festgehalten sind, in das „Fremdarbeiterlager Forsterbruch“. Dieses Lager im Speziellen fungierte wohl als GHH-Lehrlingslager für die Zeche Sterkrade.

Bereits kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzte in der ehemaligen Tschechoslowakei eine Vertreibungswelle der „Sudetendeutschen“ durch die übrige ansässige Bevölkerung ein. Im Zuge dieser Vertreibungen scheinen die Männer auf den Fotos nach Oberhausen gekommen zu sein. Eine weitere Motivation könnte nach Kriegsende die Suche nach Arbeit gewesen sein. Genauere Einzelheiten lassen sich aufgrund der aktuellen Quellenlage jedoch nicht mehr feststellen.

In den Ländern der ehemaligen Tschechoslowakei wird – genau wie bei uns – bis heute Karneval oder Masopust gefeiert. Die Feierlichkeiten rund um Masopust können regional unterschiedlich ausfallen, was sich auch in den jeweiligen Kleidungstraditionen äußern kann. Vergleicht man die traditionelle Kleidung mit derjenigen Kleidung, die die Männer auf dem Foto tragen, werden Parallelen deutlich, vor allem im Hinblick auf den Hut und den Stil der Kleidung. Es scheint sich jedoch nicht um dieselben Trachten zu handeln, die in der Slowakei getragen werden. Daher kann vermutet werden, dass sich die Männer von der Tracht in ihrer Heimat inspirieren ließen und versuchten, in Oberhausen Kleidung zu finden, die große Ähnlichkeiten zu der Ursprungskleidung aufweisen. Auch in ihrer neuen Heimat war es ihnen wohl wichtig, ihre Traditionen wach zu halten.

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