Auf dem Bild ist ein schwarzer Rucksack vor einem schlichten, hellen Hintergrund. Der Rucksack hat silberne Verschlüsse und ist voller Aufnäher in den Farben rot, weiß und schwarz.

Neues Zeug!

Ein Rucksack voller Geschichte(n)

In unserer Reihe „Neues Zeug“ stellen wir euch regelmäßig unsere neuesten Exponate und ihren Platz in der neuen Dauerausstellung der Zinkfabrik Altenberg vor. Diesmal geht es um einen selbst individualisierten Rucksack, den uns unser Kollege aus der Personalabteilung des LVR-Industriemuseums, Benjamin Baar, geschenkt hat.

Ein Beitrag von Katharina Wonnemann

Objekte wurden schon immer personalisiert, um sie sich auf diese Weise zu eigen zu machen. Besonders verbreitet ist dies bei den Jugend- und Subkulturen, etwa der Punk- oder Metal-Szene. In unserer bis heute immer weiter ausdifferenzierten Konsumwelt gibt es die Möglichkeit, Einheitsprodukte zu personalisieren und kreativ umzugestalten. Der Rucksack steht in dem Bereich „Für mich gemacht“ unserer neuen Dauerausstellung als Beispiel dafür, wie industrielle Produkte bis heute in Eigenregie verändert werden, um sie persönlicher zu machen und an die eigenen Vorstellungen anzupassen. Er wird neben verschiedenen anderen Objekten ausgestellt, die die funktionale Ausdifferenzierung von Produkten, aber auch die zunehmenden Möglichkeiten der industriellen Personalisierung aufzeigen. So finden sich hier etwa Müsliverpackungen, deren Inhalt und Verpackungsdesign selbst zusammengestellt werden können.

Das Aufnähen von Patches – Ein Gemeinschaftsprojekt

Benjamin hat uns erzählt, dass er seinen Rucksack um 2012 erworben und bis 2015 mit immer neuen Aufnähern, sogenannten ‚Patches‘, ergänzt hat. Beim Nähen unterstützt hat ihn seine Freundin. Der Rucksack war nicht sehr teuer und natürlich auch von keiner exklusiven Marke, „um cool zu sein“, wie er uns berichtet hat: „Sonst hab ich das ganz sicher gemacht, um mich abzugrenzen vom ‚Rest‘ der Gesellschaft. Damals in der Schule trug ich Kampfstiefel und Ledermantel, hatte schwarze, mit Eyeliner gezogene Ringe unter den Augen und lackierte Nägel sowie Irokesenschnitt.“ Gerade in der Punk-Szene werden über Patches an Rucksäcken und Kleidungsstücken politische Botschaften und Statements gesetzt. In der Metal-Szene sind zudem Aufnäher von Bands auf Jeans- oder Lederwesten, sogenannten ‚Kutten‘, verbreitet.

Ein treuer Begleiter

Benjamin hatte den Rucksack bis zu seiner Schenkung an das Museum immer dabei: zur Schule und Ausbildungsstätte, später dann zur Arbeit. Auch auf Ausflügen oder Demos war ihm der Rucksack stets „ein treuer Begleiter“. Im Rucksack wurde transportiert, was gerade benötigt wurde – zum Beispiel Bücher, Schreibzeug oder Unterlagen. Und auf den Ausflügen oder Demos dann Getränke und Proviant.

Dadurch, dass der Rucksack immer dabei war, bedeutete er Benjamin etwas. Er und seine Freundin haben viel Arbeit reingesteckt und ihn selbst nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen gestaltet. In der neuen Dauerausstellung wollen wir mit diesem und anderen Objekten die wichtige Rolle der individuellen und persönlichen Entfaltung von Menschen im Laufe der Geschichte in den Mittelpunkt stellen.

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