Komfort, Rebellion und Freiheit: Dafür steht wohl kaum ein Schuh so sehr, wie der beliebte Schnürstiefel mit gelber Naht der britischen Schuhmarke Dr. Martens. Die Geschichte des Schuhs reicht über die Subkulturen der 1970er bis 1990er Jahre weit zurück – bis zum Zweiten Weltkrieg.
Ein Beitrag von Katharina Müller
Doc Martens-Erfolgsstory: Von Deutschland nach Großbritannien und zurück
Der deutsche Arzt und Soldat Klaus Märtens entwickelte in den 1940er Jahren eine neue Art Stiefel, welcher besonders strapazierfähig und dabei gleichzeitig bequem war. Eine weiche Gummisohle war die zündende Idee, denn Märtens konnte durch eine Verletzung nach einem Skiunfall im Jahr 1945 die Soldatenstiefel der Deutschen Wehrmacht – mit harter Ledersohle – nur noch unter Schmerzen tragen. Gemeinsam mit seinem luxemburgischen Studienkollegen und Geschäftspartner Herbert Funck begann Märtens kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Gummireste der Deutschen Luftwaffe für seine neuartige Sohle zu recyceln. Ab den 1950er Jahren betrieben Märtens und Funk erfolgreich eine Schuhfabrik in München (Hauptabnehmer*innen: Ältere Damen), sodass 1960 der britische Schuhhersteller R. Griggs auf die deutschen Erfinder aufmerksam wurde, das Patent abkaufte und unter dem Namen Dr. Martens erste Stiefel in Großbritannien auf den Markt brachte.
Robust, wasserfest und komfortabel waren die Stiefel und wurden durch regelmäßiges Tragen noch bequemer. So wurden sie schnell zu einem beliebten Schuh der britischen Arbeiterklasse. Doch auch für die britischen sowie die deutschen Subkulturen waren die Stiefel das charakteristische Schuhwerk zur Komplettierung des jeweiligen Stils: Mods, Skinheads oder die Punkbewegung, die Wave- und Gruftiszene – in vielen doch sehr unterschiedlichen Subkulturen der 1970er bis 1990er Jahre fanden sich Doc Martens. Bis heute auf dem Markt, sind die Schuhe mittlerweile längst im modischen Mainstream angekommen.

Ein absolutes MUST HAVE – auch für Teenagerin Sonja
Der Doc Martens hat über all die Jahre stets seine charakteristische Form behalten, obwohl er in unterschiedlichsten Höhen, Mustern und Farben produziert wurde. Ein besonders auffälliges Muster hat der Stiefel unserer Kollegin Sonja Faller, den sie uns dankenswerterweise als MUST HAVE der 1990er Jahre für unsere neue Dauerausstellung zur Verfügung gestellt hat.
1995 hat Sonja die Schuhe von ihrer Patentante zur Konfirmation geschenkt bekommen. Die ältere Schwester trug bereits Doc Martens und als Sonja die bunt-geblümte Hippie-Version des Stiefels in einer Zeitschrift entdeckte, war ihr sofort klar: „Die muss ich unbedingt haben!“. Da die Stiefel für eine Teenagerin viel zu teuer waren, blieb Wünschen als einzige Option übrig. Auch Sonjas Freundin hatte wild gemusterte Doc Martens. Diese hatten ein Karo-Muster.
Den Schuhen sieht man Eines vor allem an: Sie wurde lange und viel getragen. Das gibt Sonja gerne zu. Erst mit Anfang 20 habe sie sich den ‚klassischen‘ schwarzen Stiefel zugelegt. Die heißgeliebten Blümchenschuhe wanderten daraufhin immer tiefer in den Schuhschrank und wurden dennoch jahrelang bei jedem Umzug mitgenommen – bis sie kürzlich bei uns im Museumsdepot gelandet sind.
Nach einer kurzen Unterbrechung während der Weihnachtstage und dem Jahreswechsel geht die Reihe MUST HAVES 2022 weiter. Nun wünschen wir allen Leser*innen erstmal schöne und besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch. Bleibt gesund! Und vielleicht liegt ja auch bei der ein oder dem anderen ein lang ersehntes, zukünftiges MUST HAVE unter dem Weihnachtsbaum 😉
Hier geht es zu den unseren anderen Must Haves:
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