Teil 1 – Die Produktionsweise
Das LVR-Industriemuseum sammelt schon lange Gegenstände der Alltagskultur. Welche Rückschlüsse uns die Objekte auf die Vergangenheit ermöglichen, das möchten wir euch schlaglichtartig an den Must Haves erläutern. In dieser zweiteiligen Reihe erfahrt ihr heute mehr über die Produktionsweise von Massengütern. Im zweiten Teil soll es dann um die Identifikation mit ebendiesen Massengütern gehen.
Ein Beitrag von Stefanie Weyer
Erinnert ihr euch noch an die Must have? In drei Beiträgen haben wir euch Objekten für die neue Dauerausstellung vorgestellt, die aus den 1980er bis 2010er Jahre stammten und die jeweils etwas über die Identität unserer Spender*innen verrieten. Die neue Dauerausstellung der Zinkfabrik Altenberg wird sich durchgehend mit Fragen der Identität und der Gruppenzugehörigkeit beschäftigen. Wie unsere Spender*innen ihre Objekte sahen, könnt ihr in den Beiträgen zum Walkman, den Doc Martens und der Diddl-Maus nachlesen.
Diese drei Objekte könnten zwar unterschiedlicher nicht sein, jedoch haben sie drei Gemeinsamkeiten: Sie sind industrielle Konsumprodukte, sie sind Massenprodukte und unsere Spender*innen haben sie dennoch als Äußerung ihrer Persönlichkeit begriffen. Welche Rückschlüsse die Objekte auf die Vergangenheit offenbaren, das folgt im nächsten Abschnitt.
Die Produktionsweise
Um mehr über die Vergangenheit zu erfahren, brauchen wir für eine genaue zeitliche Einordnung der Objekte viele Informationen – gerade auch schriftliche Überlieferungen. Der erste Blick richtet sich jedoch zunächst auf die äußere Gestalt des Objekts und gibt uns schon einige Hinweise auf den technologischen Entwicklungsstand einer Gesellschaft in der Vergangenheit.

Anhand der Verarbeitung aller drei Objekte können wir feststellen, dass die einzelnen Elemente unter Zuhilfenahme von Maschinen hergestellt wurden. Perfekt ausgestanzte oder -geschnittene Einzelteile, sehr wahrscheinlich in genormten bzw. standardisierten Formen, wurden zu einem Gegenstand zusammengefügt. Viele verschiedene einheitliche Einzelteile sprechen dafür, dass der Herstellungsprozess nicht allein von einer Person abhing. Es zeigt auch, dass es den Menschen zum Zeitpunkt der Produktion in der Vergangenheit wichtig war, den Arbeits- und Herstellungsprozess von Gegenständen zu vereinfachen.
Zeit ist somit für diese Gesellschaft ein wichtiger Faktor. Dementsprechend wird die Weiterverarbeitung im Produktionsprozess durch standardisierte Verfahren und Formen so vereinfacht, dass eine möglichst hohe Stückzahl in möglichst kurzer Zeit erreicht werden kann.

Ein spezialisierter Handwerksberuf wird für die Herstellung von Gegenständen in der industriellen Massenproduktion nicht länger benötigt. An die Stelle des Schusters, der alle Arbeitsschritte selbst von der Herstellung eines Leistens bis zur Besohlung eines Schuhs beherrschen musste, trat eine Kette von isolierten Produktionsschritten: Eine Person, ein Handgriff am Fließband, immer wieder und wieder. Für die Arbeit am Fließband wird durchgehend keine Person mehr mit einer spezialisierten Berufsausbildung benötigt. Das Gegenteil ist der Fall, denn es reicht aus, nur einen Handgriff zu beherrschen. Durch diese Form der Arbeit erhalten zwar viele Menschen einen Arbeitsplatz, sie sind aber auch schneller ersetzbar.
Im nächsten Teil erfahrt ihr dann mehr darüber, wie und aus welchen Gründen es zur persönlichen Identifikation mit Massenprodukten kommt und warum dieser scheinbare Gegensatz dennoch funktioniert.
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