LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen, Neue Dauerausstellung, Zwei bunte Diddl-Becher vor grauem Hintergrund

Neues Zeug: Must Have der 2000er Jahre – die Diddl-Maus

Einige wundern sich sicherlich, warum die Diddl-Maus ein spannendes Objekt für eine industriegeschichtliche Dauerausstellung ist. Die Maus mit den riesigen Füßen und Ohren kann uns zeigen, wie ein industrielles Massenprodukt zu einem Must Have geworden ist.

Von der Postkarte zum beliebten Tauschobjekt

Die erste Diddl-Maus war männlich! Am 24. August 1990 zeichnete der Illustrator Thomas Goletz die ersten Diddl-Entwürfe und suchte nach einem Verlag, der die Motive veröffentlichen würde. Der Depesche Vertrieb GmbH & Co. KG war von den Zeichnungen begeistert und veröffentlichte 42 Postkartenmotive.[1] Die Diddl-Maus zierte jedoch schon bald nicht nur Postkarten, sondern auch Blöcke, Pinnwände, Tassen, Bettwäsche, CDs, ein Computerspiel und vieles mehr. Eine Plüschfigur wurde im Laufe der 1990er Jahre hergestellt.

Gerade die einzelnen Zettel der Blöcke waren ein beliebtes Sammelobjekt in deutschen Grundschulen. Die Zettel hatten unterschiedliche Motive, die in Klarsichthüllen aufbewahrt wurden. Strategisch wurden mehrere Blätter in einem Ordner gehortet. Sobald es zur großen Pause klingelte, begannen die Tauschverhandlungen. Die Sammlung sollte möglichst umfangreich und einzigartig werden. In großer Begeisterung tauschten die Grundschulkinder Piraten gegen Köche oder Bäcker gegen Schlafmützen. Manchmal verschenkte man auch großzügig Zettel. Meistens, wenn man die Motive im Überfluss besaß, weil man einen ganzen Block zum Geburtstag bekommen oder vom Taschengeld gekauft hatte.

Nicht nur Blöcke hatten verschiedene Motive, sondern auch die Stiftdosen. Die Konsumartikel wurden auf den Alltag von Grundschulkindern ausgerichtet, Foto: LVR-Industriemuseum.

Diddl individuell gestalten: „Warnung! Explodiert beim Öffnen!“

Der Zetteltausch ist auch bei unseren Spenderinnen Wiebke Hemme und Nadine Abel in Erinnerung geblieben. „Den Anfang meiner Diddl-Sammlung machten ein paar einzelne Blätter, die ich von Freunden geschenkt bekommen hatte, aber damit man wirklich mit tauschen konnte, brauchte man eigene Blöcke. Auch weil man für besonders tolle Motive manchmal mehrere Blätter hergeben musste. Die Blöcke gab es im Schreibwarenladen in der Nähe der Schule. Mit diesem Startkapital versuchte ich dann möglichst schöne oder seltene Motive zu bekommen. In Pausen, in denen nicht getauscht wurde, brachte eine Freundin mir bei, Diddls selbst zu zeichnen. Sie war darin eine echte Meisterin!“, erinnert sich Wiebke Hemme.

Beigelegte Aufkleber (o.Ä.) eröffnete den Grundschulkindern teilweise auch die Möglichkeit, ihre Lieblingsstücke zu gestalten. Unsere Kollegin Wiebke Hemme fand es zum Beispiel gut, dass ihre Diddl-Spardose verschiedene Aufkleber hatte und entschied sich für die besonders gefährlich wirkende Aufschrift „Warnung! Explodiert beim Öffnen!“.

Unsere Kollegin Wiebke Hemme bekam ihre Spardosen von Verwandten geschenkt, Foto: LVR-Industriemuseum.

Auch unsere Sammlerin Nadine Abel wollte ihre Lieblingsmaus von anderen Diddl-Besitzer*innen abgrenzen. Mit etwa 12 Jahren wurde ihr die graue Diddl-Maus geschenkt. Das war ungefähr 1994 und war eines ihrer letzten Kuscheltiere. Damit diese einzigartig aussah, schmückte Nadine Abel ihre Diddl-Maus mit Bändern und Ketten. „Alle anderen hatten immer so schöne, perfekte Diddls und meine sollte anders aussehen! Deshalb hat sie diese Ketten gekriegt.“, berichtete sie.

Die Kuscheldiddl von Frau Abel ist eine frühe Form der Maus. Später wurden die Ohren und Füße noch größer, Foto: LVR-Industriemuseum.

Wie die früheren Sammlerinnen uns erzählten, war die Diddl-Maus eher ein Mädchending. Die Jungs sammelten sie seltener. In den 2000er Jahren änderte sich das, als die Diddl-Maus Abenteuer erlebte, die mit neuen Produkten erzählt wurden. Gleichfalls wurde der Diddl-Maus eine weiblich geprägte Maus zur Seite gestellt – die sogenannte Diddlina. Die Welt der Diddl-Maus wurde im Lauf der Jahre um viele Figuren erweitert, die jeweils stereotypische Rollenbilder von Frauen und Männern verkörperten.[2] Zwar stellte der Depesche Verlag die Produktion der Diddl-Maus 2014 ein, doch die Diddl-Maus erlebte 2016 ein kleines Comeback. Die Produktwelt sollte unter der Dachmarke „Diddl Forever“ fortbestehen. 2018 wurde die Produktion der Diddl-Maus jedoch endgültig eingestellt.[3]

Möchtet ihr noch mehr zu den Must Haves der letzten Jahrzehnte erfahren? Dann schaut euch doch unsere anderen Beiträge zum Thema an:

Link zum Must Have der 1980er Jahre – Der Walkman

Link zum Must Have der 1990er Jahre – Die Doc Martens

Link zu den Must Haves der 2010er Jahre


[1] https://www1.wdr.de/stichtag4804.html

[2] http://www.diddl.de/seiten/diddl_freunde  

[3] https://www.rnd.de/medien/diddl-maus-feiert-30-geburtstag-VM37YRRAT5HI3BGSIKUB27ILPY.html

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