LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen, Neue Dauerausstellung, PBB

Sammlungsarbeit im LVR-Industriemuseum

Ein Erfahrungsbericht unserer Studentischen Hilfskraft

Die fünf Hauptaufgaben von Museen sind das Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln. Den Ort, an dem die beiden Aufgaben des Sammelns und Bewahrens zusammenkommen, stellt das Depot eines Museums dar. Zwar dient die Museumssammlung der Erhaltung von wichtigen Kulturgütern jeglicher Art, doch gleicht ein Besuch dieser Räumlichkeiten zumeist viel mehr dem Blick in ein Kuriositätenkabinett, in dem die verschiedensten Objekte ihre Betrachtenden auf Zeitreisen einladen. In diesem Beitrag möchte euch unsere Studentische Hilfskraft Alize Nowack einen Einblick in die Arbeit der Sammlungsabteilung geben. Sie arbeitet seit Mai 2022 beim LVR-Industriemuseum und unterstützt primär bei der korrekten Inventarisierung vom Foto bis hin zur Einsortierung der Sammlungsobjekte.

Ein Beitrag von Alize Nowack

Unser Museumsdepot ist ein Ort, der nie stillsteht. Für Ausstellungen werden Objekte entnommen, Neue kommen hinzu, es wird umgelagert, begutachtet und bestaunt. Meine Arbeit ist vielseitig und ermöglicht einen Einblick in das Herz des Museums – die Sammlung.

Als studentische Hilfskraft bin ich in verschiedenen Bereichen der Sammlungsarbeit im LVR-Industriemuseums tätig. Nachdem Objekte inventarisiert wurden, müssen sie für unsere Datenbank fotografiert werden, in der sich alle wichtigen Angaben zu jedem einzelnen Objekt aus der Sammlung befinden. Die Fotografien sollen es den Mitarbeiter*innen ermöglichen, einen möglichst umfassenden optischen Eindruck von dem abgebildeten Objekt zu bekommen. So kann entschieden werden, ob sich das Objekt für die drei weiteren Hauptaufgaben – das Forschen, Ausstellen und Vermitteln – in den jeweiligen Kontexten eignet. Ein weiteres Ziel hinter der Inventarisierung stellt aber auch die Wiederauffindbarkeit im Depot vor Ort dar, denn bei über 300.000 Exponaten kann es auch mal zu Verwechslungen oder Unsicherheiten kommen.

Objektfotografie – Sorgfältige Detailarbeit

LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen, Neue Dauerausstellung, Einblick in die Textilsammlung
Im Peter-Behrens-Bau werden die verschiedensten Textilien aufbewahrt. Foto: LVR-Industriemuseum

Eine meiner Hauptaufgaben umfasst das Fotografieren von Objekten aus der Textilsammlung des Museums. Beim Fotografieren ist eine gute Beleuchtung und ein einheitlicher Hintergrund wichtig. Im Umgang mit den Textilien muss man aber auch zusätzlich auf deren Zustand achten. Dies kann über die Beschädigung eines Stoffes oder Insektenbefall bis hin zu Unsicherheiten im konservatorischen Umgang gehen. Bei einigen Materialien fehlen aufgrund der Kürze ihrer Verfügbarkeit einfach die Erfahrungswerte wie beispielsweise bei Lack oder Kunstleder. Kleinere oder sehr fragile Objekte können auch im Liegen fotografiert werden. Bei besonders fragilen Objekten arbeite ich auch gerne mit unseren drei Textilrestauratorinnen des LVR-Industriemuseums zusammen.

Damit die Wissenschaftler*innen möglichst viele Informationen aus der Datenbank gewinnen können, fotografiere ich jedes Objekt aus mehreren Blickwinkeln. Beispielsweise muss ein Kleid rundherum ersichtlich sein und wird von Vorne, von der Seite, von Hinten und im Detail fotografiert. Die Bilder bearbeite ich später am Computer, um Tonwerte oder den Bildausschnitt zu korrigieren.

LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen, Neue Dauerausstellung, Koffer
Neben Kleidungsstücken sind unter anderem auch Tischdecken, Anstecker, Fahnen oder – wie hier im Bild zu sehen – Koffer in der Sammlung zu finden. Foto: LVR-Industriemuseum

Es ist wichtig, die Farbigkeit, Oberflächenbeschaffenheit und Details eines Objektes genau darzustellen, um Bilder zu produzieren, die einheitlich sind und eine hohe Qualität haben. Die spätere Arbeit mit Sammlungskonvoluten oder im Kontext von Ausstellungen wird erheblich erleichtert, wenn anschauliches Bildmaterial vorliegt.

Digitale Aufbereitung und Nutzbarkeit

Anschließend können die Bilder in der Datenbank FAUST und in der Mediathek des LVR hochgeladen werden. In der Mediathek sind die Medien des LVR, wie Bilder oder Videos und zugehörige Informationen zum Urheberrecht zugänglich gemacht. Manche Fotos in der Mediathek sind öffentlich einsehbar, andere sind nur für den internen Gebrauch vorgesehen. Die Datenbank FAUST wird momentan noch vom LVR-Industriemuseum genutzt, bald soll aber auf die Datenbank digiCULT umgestellt werden. FAUST enthält alle wichtigen Informationen zu einem Objekt, dass sich in der Sammlung befindet. Darunter fallen Angaben zu Material, Technik und Maßen, aber auch zur Provenienz und Bedeutung eines Objekts. Diese Informationen werden bei der Inventarisierung mithilfe des TA-Formulars in FAUST eingetragen.

LVR-Industriemuseum, Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen, Neue Dauerausstellung, Mediafiler
In der Mediathek des LVR wird eine Vielzahl von Fotografien digital verwahrt und nutzbar gemacht. Foto: LVR-Industriemuseum

Sammlungsarbeit im Depot vor Ort

Ich unterstütze sowohl unsere drei Textilrestauratorinnen als auch die Dokumentar*innen bei der Arbeit im Depot und in der Zinkfabrik Altenberg. Das Depot befindet sich im Peter-Behrens-Bau, dem ehemaligen Hauptlagerhaus des Gutehoffnungshütte-Konzerns. Seit 1998 beherbergt das Gebäude, das der bekannte Industriedesigner und Bauhaus-Architekt Peter Behrens entwarf, die Sammlung des LVR-Industriemuseums, aber hin und wieder werden hier auch Ausstellungen präsentiert. Die Sammlung ist in verschiedene Sammlungsgruppen untergliedert. Dazu gehören neben den bereits erwähnten Textilien zum Beispiel auch Maschinen, Möbel, oder Objekte aus Kunststoff. Die Mithilfe bei der objektgerechten Lagerung, bei Leihvorgängen oder der Vorbereitung von Ausstellungen ist Teil meiner Arbeit. Zudem recherchiere ich zu inhaltlichen Fragen der Sammlung. Daher habe ich engen Kontakt mit den Objekten, befasse mich mit deren Provenienz und der präventiven Konservierung. Beispielsweise recherchiere ich zur Geschichte und dem Ankauf eines Objektes oder kümmere mich um eine konservatorisch sichere Lagerung im Depot. In den kommenden Monaten werde ich mich zudem mit der Gemäldesammlung des LVR-Industriemuseums beschäftigen, um die bisherigen Daten in FAUST zu ergänzen.

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