Teil I: Das Außengelände
Hansastraße 20. Eine Adresse, aber ein ganzer Komplex mit unterschiedlichen Gebäuden auf einem weitläufigen Gelände mit vielfältigen kulturellen und sozialen Angeboten. Damit sich Besuchende zukünftig besser zurechtfinden können und zum Verweilen eingeladen werden, führen wir einige Baumaßnahmen im Außengelände der Zinkfabrik Altenberg durch.
Ein Beitrag von Maja Lange
Wer einen Termin bei der Arbeitsberatung Starthilfe e.V. vereinbart, ein Ticket für die Kulturveranstaltung gekauft hat, an einer Tagung teilnimmt, zum Sprachcafé oder zu einem Malkurs geht oder auch nur ein Paket ausliefern möchte – oder, oder, oder – findet stets diese so simpel wirkende Adresse „Hansastraße 20“. Vor Ort ist die Verwirrung dann jedoch häufig groß. Denn hinter der historischen Fabrikmauer, die das Gelände der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg umschließt, verbirgt sich in elf historischen Gebäuden eine Vielzahl unterschiedlicher Akteur*innen. Zum einen vier übergeordnete Abteilungen des LVR-Industriemuseums sowie die Verwaltungen der zwei Oberhausener Museumsstandorte Zinkfabrik Altenberg und St. Antony-Hütte. Zum anderen das Zentrum Altenberg, mit der Altenberg Soziokultur GmbH und dem Trägerverein SOVAT e.V., unter dem sich wiederum sieben Vereine mit diversen sozialen und kulturellen Angeboten versammeln. Da fällt es schwer, die Orientierung zu behalten und das richtige Gebäude zu finden. Noch schwieriger ist die Situation für Menschen mit Einschränkungen, endet doch beispielsweise das taktile Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen schon mit Verlassen des Oberhausener Hauptbahnhofes.
Eine Veränderung muss her
Wenngleich eigentlich großartige Voraussetzungen auf dem Gelände bestehen, so richtig wohlfühlen lässt es sich bei uns – mal ganz abgesehen von der aktuellen Baustellensituation – leider noch nicht. Zwar lädt der große Fabrikhof mit seinen schattenspendenden Platanen zum Verweilen ein, doch das ungesteuerte Verkehrsaufkommen sowie die starke Nutzung des Fabrikhofes als Parkfläche durch Mitarbeitende wie Besuchende der beiden Einrichtungen LVR-Industriemuseum und Zentrum Altenberg mindern das Sicherheitsgefühl und auch die Aufenthaltsqualität. Zusätzlich verursachen die auf der Längsachse durch das gesamte Gelände verlaufenden historischen Schienen teils Unfälle vor allem bei Fahrradfahrenden, Menschen mit Gehhilfen oder mit Kinderwagen.
Gerade in den Abendstunden ist es vielen Menschen auf unserem Gelände unheimlich. Gründe hierfür sind sicherlich in der Tatsache zu finden, dass nur der hintere Teil des Geländes regelmäßig bei Abendveranstaltungen belebt ist, während der vordere Bereich nachts weitgehend menschenleer bleibt. Hier verstärken die teilweise enge, verwinkelte Architektur, der in großen Teilen verwilderte Park vor der Fabrikantenvilla und die unzureichende Ausleuchtung diesen Eindruck. Zusätzlich erstaunt es wenig, dass die Lage direkt hinter dem Hauptbahnhof auch für allerlei zwielichtige Aktivitäten genutzt wird.
Doch all das wird zukünftig besser!
In Richtung Hauptbahnhof Oberhausen wird das sogenannte „Hansator“ den neuen Hauptzugang zum Gelände markieren. Es wird von innen beleuchtet und sich in der Form am belgischen Doppelgiebel orientieren. Hier werden Besuchenden und Passierenden erste Orientierungshilfen angeboten, damit sie ihr jeweiliges Ziel auf dem Gelände selbstständig finden können. Dazu wird auf einem Monitor nicht nur auf unsere, sondern auch auf Veranstaltungen des Zentrums Altenberg hingewiesen. Außerdem wird hier sowie am gegenüber gelegenen Zugang von der Altenberger Straße ein Übersichtsplan über das gesamte Gelände mit Nennung aller Gebäude und ihrer jeweiligen Nutzung angebracht. Dieser ist nicht nur für sehende Menschen, sondern durch taktile Elemente, wie tastbare Gebäude und Wege, sowie Braille- und Reliefschrift auch für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen lesbar.
Zudem wird am Zugang Hansastraße sowie am Zugang Altenberger Straße ein taktiles Bodenleitsystem starten, welches längs der Walzhalle über das gesamte Gelände führt und abzweigend zu den durch das LVR-Industriemuseum genutzten Gebäuden leitet. Ein Anschluss der durch das Zentrum Altenberg betriebenen Gebäude an dieses Leitsystem ist geplant und soll gleich zusammen mit unseren Baumaßnahmen für die neue Dauerausstellung realisiert werden.
Mit mehr Sicherheit zum Verweilen einladen
Neben der verbesserten Orientierung wollen wir mit verschiedenen Mitteln zudem die Aufenthaltsqualität auf dem Außengelände steigern: Visuell wird die Längsachse über das ehemalige Fabrikgelände durch eine farbliche Betonung der historischen Schienen verstärkt, die auch weiterhin Teil des authentischen ehemaligen Fabrikgeländes sein sollen. Zukünftig werden die Schienen allerdings denkmalgerecht verfüllt, damit sie keine unnötige Gefahrenquelle mehr darstellen. Das Beleuchtungskonzept des Geländes wird gänzlich verbessert. Mit der Öffnung und Neugestaltung der Grünfläche vor der ehemaligen Fabrikdirektorenvilla auf der Grundlage von historischen Plänen ist im Januar 2024 begonnen worden. Die Einrichtung einer Außengastronomie auf dem Fabrikinnenhof wird eine weitere Steigerung der Aufenthaltsqualität im Außengelände mit sich bringen. Wer das Angebot der Museumsgastronomie nicht wahrnehmen möchte, findet unter den Platanen auf dem großen Fabrikinnenhof zukünftig verschiedene Möbel als Sitzmöglichkeiten, die zum Verweilen einladen werden.
Der neue Weg zum Museum
Der Liefer- und Mitarbeitendenverkehr wird auf die beiden äußeren Achsen verlagert und der innere Bereich der ehemaligen Fabrikanlage dadurch komplett autofrei. Parkmöglichkeiten bietet zukünftig, zusätzlich zu den bekannten Flächen hinter dem Hauptbahnhof sowie an der Altenberger Straße, ein beschrankter Parkplatz auf dem Gelände. Dieser wird auf der derzeit nicht genutzten Fläche am Rand des Geländes in Richtung Altenberger Straße auch ausgewiesene Parkmöglichkeiten für Menschen mit Einschränkungen bereithalten.
Die Stellflächen für Fahrräder werden weiterhin längs des durch das Zentrum Altenberg genutzten Eisenlagers sowie im kleinen Fabrikhof hinter dem Altenberggebäude und dem Kesselhaus angeboten. Wer mit elektrischer Unterstützung radelt, findet im neuen Museumsfoyer Lademöglichkeiten für die Akkus.
Mit diesem Angebot bewegen wir uns also langsam in das Innere des Museums, in dem wir selbstverständlich ebenfalls die Grundidee von „Orientierung, Öffnung und Aufenthaltsqualität“ umsetzen werden. Wie das im Detail aussehen wird, berichten wir euch in Teil zwei.
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